Wie du eine einfache Content-Strategie erstellst – und wirklich durchziehst

Wie du eine einfache Content-Strategie erstellst – und wirklich durchziehst

Ich gebe es zu: Ich bin ein Struktur-Junkie. Meine Schreibtischlade quoll über mit Notizbüchern und Post-its und auch digital hatte ich einige Ablageorte. Eigentlich sollte mir das einen Vorteil verschaffen, oder?

Tat es nicht.

Was tatsächlich passierte: Meine Ideen waren über sechs verschiedene Tools verteilt. Ich sprang ständig zwischen Notion, Trello und handschriftlichen Notizen hin und her – und am Ende des Tages hatte ich mehr Zeit mit Organisieren als mit der tatsächlichen Content-Erstellung verbracht.

Das Ergebnis? Ich saß abends mit dem unguten Gefühl da, nichts Substanzielles geschafft zu haben. Keine Blogposts. Keine Social-Media-Präsenz. Keine Kunden, die mich gefunden haben. Das hat mich im ersten Jahr meiner Selbstständigkeit definitiv ein paar Euro gekostet.

Als ich das realisierte, musste ich einen kompletten Strategiewechsel vornehmen. Ich entwickelte eine Content-Strategie, die so einfach ist, dass selbst ich sie nicht verkomplizieren konnte.

Die Grundregel: Mach es dir einfach

Ich habe Selbstständige gesehen, die sich Content-Strategien mit 5 verschiedenen Kanälen und täglichen Posting-Plänen aufgebaut haben – nur um nach drei Wochen komplett auszubrennen.

Deshalb mein wichtigster Tipp: Halte deine Strategie einfach und praktikabel. Das garantiert, dass du wirklich dranbleibst und umsetzt. In der Folge bringst du dein Business voran, steigerst die Sichtbarkeit deiner Expertise und weißt genau, was du auf deinen Social-Media-Kanälen zu sagen hast.

Eine Sache noch: Entscheide dich für ein System und zieh es 3 Monate durch. Bewerte erst dann, ob es für dich funktioniert. Das Tool-Hopping war einer meiner größten Zeitfresser.

Aber wie setzt du das konkret um? Hier ist meine 3-Schritt-Methode.

Schritt 1: Erstelle einen Cornerstone-Content pro Quartal

Du hast 30 Ideen für Blogartikel, aber keiner ist geschrieben, weil du nicht weißt, wo du anfangen sollst? Ich kenne das.

Statt alle Ideen gleichzeitig umzusetzen, starte lieber mit einem Thema, das auf dein Hauptangebot einzahlt – und mach daraus deinen ersten Eckpfeiler, auch bekannt als Cornerstone-Content.

Was ist Cornerstone-Content?

Cornerstone-Content sind umfangreiche, tiefgründige und gut strukturierte Inhalte, die auf einen Schlüsselbegriff optimiert sind. Sie decken alles ab, was es über das Thema zu sagen gibt und tragen zum Fundament deiner Website bei.

Meist gelingt dir aufgrund der thematischen Tiefe eine gute Platzierung in Suchmaschinen. In der Folge ziehen diese Inhalte organischen Traffic über Suchmaschinen und soziale Netzwerke an.

Wichtig: Begrenze dich nicht nur auf Blogartikel!

Cornerstone-Inhalte sollten deine Expertise zeigen und dein Business voranbringen – egal in welchem Format. Das können tiefgründige Blogartikel sein, aber genauso gut funktionieren:

    • Ein ausführliches YouTube-Video oder eine Video-Serie
    • Eine mehrteilige Podcast-Serie
    • Ein umfangreiches Workbook oder E-Book
    • Ein Live-Workshop, den du aufzeichnest und wiederverwertest

    Ich habe zum Beispiel meinen ultimativen Content-Recycling-Leitfaden als Cornerstone-Content erstellt. Ein anderer meiner Kunden, der als Business-Coach arbeitet, hat ein ausführliches Video-Tutorial zur Preisfindung für Selbstständige erstellt – das ist sein Cornerstone-Content.

    Zeitaufwand: Rechne mit 4 bis 12 Stunden für einen wirklich guten Cornerstone-Content. Das klingt nach viel, aber dieser eine Inhalt wird dir über Monate hinweg Traffic und Anfragen bringen.

    Suche dir ein Thema für das nächste Quartal, das deine Expertise unterstreicht und direkt auf dein Experten-Business einzahlt. Zu dem Thema erstellst du einen tiefgründigen Blogartikel oder entwickelst ein kostenpflichtiges Produkt oder ein kostenloses Freebie für den Aufbau deiner Newsletter-Liste.

    Schritt 2: Erstelle 2 bis 4 unterstützende Inhalte pro Monat

    Jetzt kommt der Fehler, den ich selbst am Anfang gemacht habe: Ich dachte, mein Cornerstone-Content würde automatisch und sofort ins Blickfeld meiner Zielgruppe geraten.

    Tat er nicht.

    Du musst aktiv auf ihn aufmerksam machen. Und zwar nicht mit platten "Schau mal hier"-Posts, sondern mit weiteren hochwertigen Inhalten.

    Dafür überlegst du dir Themenaspekte rund um deinen Cornerstone-Content und entwickelst zwei bis vier Blogartikel, YouTube-Videos oder Podcast-Episoden pro Monat dazu. Diese verlinken dann auf deinen Cornerstone-Content.

    Ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis:
    Rund um meinen Content-Recycling-Leitfaden habe ich weitere Blogbeiträge geschrieben, wie:

    Mein Kunde mit dem Preisfindungs-Video hat ergänzend kürzere Artikel geschrieben wie "Die 3 größten Fehler bei der Stundensatz-Kalkulation" oder "Wie du deine Preise selbstbewusst kommunizierst".

    Zeitaufwand: Pro unterstützendem Inhalt etwa 1-2 Stunden. Das sind also 4-8 Stunden pro Monat für 2-4 Inhalte.

    Schritt 3: Zerlege jeden Inhalt in 5-10 Social-Media-Posts

    Der Blogartikel ist geschrieben, die Grafiken fertig – und trotzdem liegt alles in der Schublade, weil du das Gefühl hast: "Es liest eh keiner."

    Poste es trotzdem. Sichtbarkeit entsteht nicht im stillen Kämmerlein – sondern wenn du rausgehst mit dem, was du kannst.

    Und hier ist der Trick: Aus jedem längeren Content entwickelst du mehrere Social-Media-Beiträge. Der Longform-Content gibt dir die Struktur für deine Social-Media-Beiträge für ein bis zwei Wochen.

    Wie gehst du dabei konkret vor?

    Nimm deinen Blogartikel oder dein YouTube-Video und zerlege es in seine Einzelteile. Jede Zwischenüberschrift, jeder wichtige Punkt kann ein eigener Social-Media-Beitrag werden.

    Von meinem Artikel "Content-Recycling-Leitfaden" habe ich zum Beispiel folgende Social-Media-Posts erstellt:

    • Was ist Content-Recycling? (Definition)
    • Die 3 größten Vorteile von Content-Recycling
    • 5 Formate, die sich perfekt recyceln lassen
    • Schritt-für-Schritt: So recycelst du einen Blogartikel
    • Mein persönliches Learning: Was ich beim Content-Recycling gelernt habe

    Du kannst zu jeder einzelnen Zwischenüberschrift deines Blogartikels oder zu einem Videoabschnitt einen separaten Social-Media-Beitrag erstellen. Idealerweise nimmst du deine Idee und überlegst, wie du sie lehrreich, unterhaltsam und persönlich aufbauen kannst.

    Du kannst identische Inhalte auch unterschiedlich aufbereiten:

    • Als Text-Beitrag mit persönlicher Story
    • Als Karussell mit mehreren Slides
    • Als Infografik mit den wichtigsten Punkten
    • Als kurzes Video oder Reel

    Und du musst die Beiträge nicht für jede Plattform neu aufbereiten! Versuche, einen und denselben Inhalt auf so vielen Plattformen wie möglich zu veröffentlichen, mit so wenig Änderungen wie möglich.

    Das spart unglaublich viel Zeit. Ich verwende dafür eigene Vorlagen in Canva – das reduziert die Erstellungszeit pro Beitrag von 45 auf etwa 15 Minuten.

    Zeitaufwand: Pro Social-Media-Post etwa 15 bis 60 Minuten. Es kommt darauf an, ob du nur einen Text erstellst oder aufwendiger mit Grafiken arbeitest. Für 5 bis 10 Posts also 1,25 bis 6 Stunden. 

    Nimm dir einen deiner längeren Inhalte (oder einen deiner reichweitenstarken Social Media Beiträge) und entwickle daraus mindestens drei verschiedene Beitragsideen für Social Media. Überlege, wie du den Inhalt fachlich, unterhaltsam und persönlich aufbereiten kannst.

    Das große Bild: So sieht dein Content-Jahr aus

    Lass uns das Ganze mal hochrechnen:

    • Pro Quartal: 1 Cornerstone-Content (6 bis 12 Stunden)
    • Pro Monat: 2 bis 4 unterstützende Inhalte (2 bis 3 Stunden pro Artikel)
    • Pro Woche: 2 bis 3 Social-Media-Posts (15 bis 60 Min pro Post)

    Das sind insgesamt etwa 8 bis 22 Stunden Content-Arbeit pro Monat. Aufgeteilt auf vier Wochen sind das 2 bis 7 Stunden pro Woche.

    Das ist machbar. Und wenn du es schaffst, diese Zeit zu blocken und konsequent zu nutzen, hast du am Ende des Jahres: 4 große Cornerstone-Inhalte, 24-48 unterstützende Artikel und 100+ Social-Media-Posts.

    Wichtige Ergänzungen

    Du musst nicht ständig Neues erstellen

    Du musst übrigens nicht jedes Quartal einen komplett neuen Cornerstone-Content entwickeln. Wenn du die Basis hast, aktualisierst du die Inhalte nur noch.

    Und auch Social-Media-Beiträge kannst du wiederholt posten. Ich hatte einen Instagram-Post über Content-Recycling, den ich mit drei Monaten Abstand nochmal gepostet habe – und er bekam beim zweiten Mal sogar mehr Interaktionen!

    Raum für Spontanität bleibt trotzdem

    Fehlt bei dieser Vorgehensweise der Raum für Spontanität? Natürlich nicht. Du kannst jederzeit Inhalte für den Moment erstellen – Stories oder Reels sind perfekt dafür.

    Aber das Grundgerüst deiner Content-Strategie steht bereits, und das nimmt enorm viel Druck raus.

    Deine nächsten Schritte

    Du siehst: Eine Content-Strategie muss nicht kompliziert sein. Keine 10 verschiedenen Kanäle, keine täglichen Posting-Pläne, die du sowieso nicht einhalten kannst.

    Stattdessen: Ein Cornerstone-Content pro Quartal, 2 bis 4 unterstützende Inhalte pro Monat und daraus jeweils 5 bis 10 Social-Media-Posts.

    Vier Quartale hat ein Jahr. Mit welchen großen thematischen Säulen willst du jedes Quartal besetzen? In welche Themenaspekte kannst du diesen Eckpfeiler runterbrechen?

    Mit dieser Strategie brauchst du nur noch zwei bis vier Themenideen für den Monat, die du dann in kleinere Social-Media-Postings herunterbrichst. Die Ersparnisse an Zeit und Nerven sind enorm – und ich spreche da aus schmerzlicher Erfahrung.

    Mit den langen Inhalten und den Social-Media-Häppchen erhöhst du die Sichtbarkeit für deine Expertise und gewinnst Kunden. Achte darauf, dass deine Beiträge lehrreich, unterhaltsam und persönlich sind.

    Der Unterschied zur Perlen-Content-Methode

    Vielleicht fragst du dich jetzt: Was ist der Unterschied zwischen dieser Strategie und der Perlen-Content-Methode?

    Die Cornerstone-Strategie ist zeitlich strukturiert: Pro Quartal ein großer Inhalt, pro Monat 2 bis 4 unterstützende Inhalte. Sie ist ideal, wenn du gerne mit einem festen Rhythmus arbeitest.

    Die Perlen-Content-Methode ist thematisch strukturiert: 12 hochwertige Inhalte, die entlang der Customer Journey dein Angebot abbilden. Sie ist ideal, wenn du sehr gezielt auf ein spezifisches Angebot hinarbeiten willst.

    Beide Ansätze funktionieren. Beide sind minimalistisch.

    Bereit für deine eigene minimalistische Content-Strategie?

    Ich helfe dir dabei, eine klare Strategie zu entwickeln, die zu dir passt – und dir zeigt, wie du aus deinen wertvollen Inhalten das Maximum herausholst.

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