Du postest regelmäßig auf LinkedIn. Mal bekommt ein Post 500 Views, mal 5.000. Mit identischem Content. Zur gleichen Zeit.
Frustrierend.
Die meisten Artikel über den LinkedIn-Algorithmus versprechen dir die Formel zum Erfolg. Mach dies, lass das, poste um Uhrzeit X – und schon explodiert deine Reichweite.
Das ist Bullshit. Hier ist die ehrliche Version.
Das Wichtigste auf einen Blick (Deine LinkedIn-Checkliste)
- Sei echt & biete Mehrwert: LinkedIn liebt hochwertige, relevante und authentische Inhalte. Reine Werbeposts oder lieblose KI-Texte funktionieren nicht.
- Zeig, was du kannst: Dein Profil und deine Inhalte sollten klar zeigen, wofür du stehst.
- Die erste Stunde zählt ("Goldene Stunde"): Direkt nach dem Posten entscheidet sich viel.
- Kommentare sind Gold wert: Eine echte Unterhaltung bringt viel mehr als ein schneller Like.
- Halte die Leute bei Laune: Sorge dafür, dass Nutzer bei deinem Post verweilen.
- Hashtags? Kaum noch relevant! Maximal 3 für SEO, wenn kein anderer Link im Post ist.
- Persönliches Profil schlägt oft Firmenseite: Nutze dein Gesicht!
Die unbequeme Wahrheit vorneweg
Der LinkedIn-Algorithmus ist eine Black Box. LinkedIn gibt kaum Informationen preis. Vieles, was du lesen wirst – auch in diesem Artikel – basiert auf Beobachtungen, Tests und Annahmen.
Der Algorithmus ändert sich ständig. Was heute funktioniert, kann morgen irrelevant sein.
Was wir mit hoher Wahrscheinlichkeit wissen:
- Engagement ist wichtig (Kommentare zählen mehr als Likes)
- Verweildauer bei Posts beeinflusst Reichweite
- Die ersten 60 Minuten nach dem Posten sind entscheidend
- Spam-Verhalten wird bestraft
Was wir NICHT wissen:
- Genaue Gewichtungen (ist ein Kommentar 10x oder 15x mehr wert als ein Like? Niemand weiß es mit Sicherheit. Alle Aussagen basieren immer auf Analysen, aber es gibt keine Aussagen von LinkedIn.)
- Wie oft der Algorithmus sich ändert
- Warum manche Posts viral gehen und andere nicht
Was du kontrollieren kannst (vs. was nicht)
Die gute Nachricht: Du kannst deine Chancen verbessern. Die schlechte: Du kannst den Algorithmus nicht austricksen.
Du kannst kontrollieren:
- Die Qualität deines Contents
- Am Einstieg in den Beitrag arbeiten, denn die ersten beiden Zeilen entscheiden, ob jemand auf "mehr anzeigen klickt.
- Wie du Engagement förderst
- Deine Interaktion mit anderen
- Wann du postest
Du kannst NICHT kontrollieren:
- Den Algorithmus selbst
- Wem LinkedIn deinen Post wann zeigt
- Ob dein Post viral geht
- Die Launen des Algorithmus an einem bestimmten Tag
Fokussiere dich auf das, was du kontrollieren kannst. Akzeptiere, dass der Rest Glückssache ist.
Relevanz aus der Sicht von LinkedIn
LinkedIn überlegt für jeden einzelnen Nutzer, ob dein Post für ihn spannend sein könnte.
- Passt du zum Thema? Stimmen dein Profil (Jobtitel, Beschreibung) und deine bisherigen Posts mit dem aktuellen Thema überein? LinkedIn erkennt Experten und bevorzugt sie.
- Interessiert sich der Nutzer dafür? Hat er schon ähnliche Themen geliked oder kommentiert?
- Kennt ihr euch? Direkte Kontakte sehen deine Posts eher. Je mehr ihr schon interagiert habt, desto besser.
- Worum geht es im Post? Welche Stichworte (Keywords) verwendest du?
Die 3 Dinge, die wirklich zählen (80/20-Regel)
Diese 3 Faktoren machen 80 % des Unterschieds.
1. Content-Qualität (wichtigster Faktor)
Kein Algorithmus-Trick ersetzt guten Content.
Was guter Content ist:
- Klare Botschaft (eine Idee pro Post)
- Relevanz für deine Zielgruppe (löst ein Problem, gibt Einblick)
- Starker Einstieg (erste 1 bis 2 Zeilen entscheiden)
- Authentisch (keine KI-Standardphrasen)
Erste Zeilen, die funktionieren:
- Kontraintuitiv: Mehr Content bringt nicht mehr Kunden.
- Beobachtung: 80 % der Coaches machen denselben Fehler.
- Persönlich: Letzte Woche hat ein Klient gekündigt.
Erste Zeilen, die NICHT funktionieren:
- Kennst du das Gefühl...
- Was wäre, wenn...
- Hand aufs Herz...
Länge: 150-300 Wörter funktionieren bei mir am besten. Kürzere Absätze (2-3 Zeilen) halten die Leute beim Lesen.
2. Kommentare fördern (Engagement-Multiplikator)
Ein Kommentar ist mehr wert als 10 Likes. Wie viel mehr genau? Unklar. Aber der Unterschied ist signifikant.
Wie du Kommentare bekommst:
A) Stelle echte Fragen
Schlecht: Was denkst du?
Gut: Welche dieser 3 Strategien hast du schon getestet? Was war dein Ergebnis?
B) Sei kontrovers (wenn es passt)
Posts, die eine klare Meinung vertreten, bekommen mehr Kommentare. Auch Widerspruch zählt als Engagement.
C) Antworte schnell
Die ersten 60 Minuten sind kritisch. Wenn du in dieser Zeit auf Kommentare antwortest, entstehen Gespräche. Gespräche = mehr Engagement = mehr Reichweite.
D) Stelle Rückfragen
Nicht nur: Danke für deinen Kommentar!
Sondern: Das ist interessant. Wie hast du das konkret umgesetzt?
3. Selbst kommentieren (Sichtbarkeits-Booster)
Du willst gesehen werden? Sei bei anderen sichtbar.
Meine Routine: 3 bis 5 substanzielle Kommentare täglich. Bei Posts meiner Zielgruppe oder von Branchenexperten.
Zeitaufwand: 10 bis 30 Minuten
Bitte nur Kommentare mit Mehrwert, wie z.B. nach dem Schema: Interessanter Punkt zu [Thema]. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht: [konkrete Beobachtung]. Hast du [ergänzende Frage]?
Effekt: Deine Kommentare werden von anderen gesehen. Manche checken dein Profil. Manche vernetzen sich. Manche werden zu Kunden.
LinkedIn Mythen: Was du getrost vergessen kannst
- Mythos: Tägliches Posten ist Pflicht.
Fakt: Qualität, Regelmäßigkeit (2-3x/Woche) und Authentizität zählen mehr.
- Mythos: Externe Links sind Teufelszeug.
Fakt: Nicht ideal, aber mit cleverer Platzierung und gutem Inhalt machbar.
- Mythos: Nur Videos gehen durch die Decke.
Fakt: Guter Inhalt gewinnt, egal welches Format. Visuelles hilft aber generell.
- Mythos: Engagement Pods (Gruppen, die sich gegenseitig liken/kommentieren) sind super.
Fakt: Bringt meist wenig, da LinkedIn künstliches Engagement oft erkennt. Echte Interaktion ist der Schlüssel.
- Mythos: Viele Hashtags bringen viel Reichweite.
Fakt: Nein! Hashtags bringen kaum noch Reichweite.
Die wichtigste Erkenntnis
Du kannst alles richtig machen und trotzdem wenig Reichweite bekommen.
Du kannst alles falsch machen und trotzdem viral gehen.
Der Algorithmus ist keine Wissenschaft. Er ist Glückssache mit leichter Beeinflussung.
Was du tun kannst:
- Fokussiere dich auf Content-Qualität
- Fördere Kommentare aktiv
- Sei selbst bei anderen präsent
- Teste verschiedene Formate und Zeiten
Was du akzeptieren musst:
- Der Algorithmus ist unberechenbar
- Nicht jeder Post wird performen
- Du kannst ihn nicht kontrollieren
- Erfolg braucht Zeit (Monate, nicht Wochen)
Mach das Beste aus dem, was du kontrollieren kannst. Ignoriere den Rest.
Dein Aktionsplan
Diese Woche:
- Schreib einen Post mit starkem Einstieg
- Stelle eine konkrete Frage am Ende
- Antworte auf jeden Kommentar innerhalb einer Stunde und nutze die Zeit, um bei anderen zu kommentieren
Nächste Woche:
- wie letzte Woche und
- Kommentiere täglich 5 bis 10 Posts anderer
- Teste verschiedene Posting-Zeiten
Nächsten Monat:
- Analysiere, welche Posts am besten liefen
- Mehr von dem, was funktioniert
- Weniger von dem, was nicht funktioniert
- Analysiere, welche Kommentare die größte Reichweite brachten.
Das war's. Keine 27-Punkte-Checkliste. Keine magische Formel. Nur das, was zählt.
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