KI für LinkedIn: Die unbequeme Wahrheit (und wie du sie trotzdem nutzen kannst)

LinkedIn ist voll mit generischen KI-Texten. Du erkennst sie sofort: zu glatt, zu perfekt, zu belanglos.

Und trotzdem fragst du dich: Sollte ich auch KI nutzen? Kann ich das überhaupt, ohne zum Teil des Problems zu werden?

Die Antwort: Ja. Aber nur, wenn du es richtig machst.

Dieser Artikel zeigt dir, wie du KI als Werkzeug nutzt – ohne deine Authentizität zu verkaufen.

Die KI-Krise auf LinkedIn (und warum du trotzdem nicht drumrum kommst)

Seien wir ehrlich: LinkedIn ist momentan eine Müllhalde von KI-generierten Posts. Du erkennst sie an:

  • Übertriebenen Adjektiven (transformativ, bahnbrechend, kraftvoll)
  • Künstlichen Emotionen (Hand aufs Herz, Puh, das kostet Nerven)
  • Phrasen ohne Substanz (Tauche ein in die Welt von...)
  • Endlosen rhetorischen Fragen

Diese Texte nerven. Sie bringen nichts. Sie verschmutzen die Plattform.

Aber: Das bedeutet nicht, dass du KI komplett meiden solltest. Es bedeutet, dass du sie anders nutzen musst als 90 % der LinkedIn-User.

Der Trick: KI als Sparringspartner, nicht als Ghostwriter.

Welche KI-Tools du kennen solltest (ehrliche Einschätzung)

ChatGPT (OpenAI)

  • Preis: Ab 20 USD/Monat (kostenlose Version gibt es seit 2024 nicht mehr)
  • Gut für: Schnelle Ideen, Brainstorming, erste Entwürfe
  • Problem: Neigt zu Marketing-Sprache und Floskeln

Claude (Anthropic)

  • Preis: Ab 20 USD/Monat, kostenlose Basisversion verfügbar
  • Gut für: Längere Texte, nuanciertere Sprache, weniger Marketing-Blabla
  • Meine Empfehlung: Für Coaches oft die bessere Wahl als ChatGPT

Midjourney / DALL-E (Bildgenerierung)

  • Preis: Midjourney ab 10 USD/Monat, DALL-E Pay-per-use
  • Realität: Stockfotos sind oft die bessere Wahl. KI-Bilder sehen schnell generisch aus.

Wie du KI richtig nutzt (ohne wie ein Bot zu klingen)

Die meisten machen es falsch. Sie geben der KI einen Satz, kopieren die Antwort und posten. Das Ergebnis: generischer Müll.

So geht es richtig:

Schritt 1: Nutze KI für Struktur, nicht für Inhalt

KI ist gut darin, Gedanken zu strukturieren. Schlecht darin, authentisch zu klingen.

Schlechter Prompt:

Schreib einen LinkedIn-Post über Stressbewältigung.

Besserer Prompt:

Ich will einen LinkedIn-Post über Stressbewältigung schreiben. Gib mir eine Struktur mit 3-5 Punkten. Keine Einleitung, keine Floskeln, nur die Struktur.

Schritt 2: Füttere die KI mit deinem Stil

KI lernt aus dem, was du ihr gibst. Je mehr Kontext, desto besser das Ergebnis.Guter Prompt mit Kontext:

Ich bin Business Coach für Führungskräfte in Tech-Unternehmen. Mein Schreibstil ist direkt, ohne Floskeln, manchmal provokant. Ich nutze kurze Sätze und spreche Probleme offen an.
Hier sind drei meiner bisherigen Posts:
[Post 1 einfügen]
[Post 2 einfügen]
[Post 3 einfügen]
Schreib mir einen Entwurf für einen Post über toxische Produktivität. Bleib in meinem Stil. Keine Adjektive wie kraftvoll, transformativ etc. Keine rhetorischen Fragen.

Schritt 3: Überarbeite IMMER (das ist nicht optional)

Der KI-Output ist ein Rohentwurf. Nichts weiter.

Deine Aufgabe:
• Streiche alle Floskeln und Marketing-Phrasen
• Füge konkrete Beispiele aus deiner Praxis ein
• Ersetze generische Aussagen durch deine Meinung
• Lies laut vor: Würdest du das so sagen?
• Wenn nein: umschreiben

Hinweis: In Claude kannst du auch Projekte anlegen mit Referenzdateien zu deinen Inhalten, Ansichten, Angeboten und zur Tonalität. Claude greift auf diese Dokumente zu. 

ChatGPT arbeitet auch mit Projekten, aber ich habe nicht den Eindruck, dass ChatGPT immer auf alle hinterlegten Dokumente in dem Projekt zurückgreift. Aber dafür kannst du hier mit CustumGPTs arbeiten, für wiederkehrende Aufgaben. 

Konkrete Prompt-Beispiele für verschiedene Szenarien

Ideenfindung: Themen für die nächsten Wochen

Ich bin Career Coach und arbeite hauptsächlich mit Menschen zwischen 35-50, die sich beruflich neu orientieren wollen. Gib mir 15 konkrete Themenideen für LinkedIn-Posts. Keine allgemeinen Motivationsthemen, sondern spezifische Probleme dieser Zielgruppe. Format: nur die Themen als Liste, ohne Erklärungen.

Strukturierung: Aus Gedanken einen Post machen

Ich hatte gestern ein Gespräch mit einem Klienten über Imposter-Syndrom. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele erfolgreiche Menschen sich selbst sabotieren, indem sie ihre Erfolge kleinreden. Ich will darüber einen Post schreiben. Strukturiere meine Gedanken in 3 bis 4 klare Punkte. Kein fertiger Text, nur die Struktur.

Perspektivwechsel: Andere Blickwinkel finden

Ich will über Work-Life-Balance schreiben, aber das Thema ist totgeritten. Gib mir 5 ungewöhnliche Perspektiven oder Blickwinkel auf dieses Thema, die nicht die üblichen Ratschläge sind. Nur die Perspektiven, keine ausformulierten Posts.

Feedback: Ist mein Post verständlich?

Hier ist mein Post-Entwurf: [Text einfügen]

Analysiere: 1) Ist die Kernaussage klar? 2) Wo ist der Text zu vage oder zu kompliziert? 3) Welche Sätze könnten kürzer sein? Gib mir konkrete Verbesserungsvorschläge, aber schreib den Text NICHT neu.

Video-Skript: Struktur für kurze Videos

Ich will ein 60-Sekunden-Video über die 3 häufigsten Fehler beim Karrierewechsel machen. Erstelle ein Skript mit: Hook (erste 3 Sekunden), 3 Punkte (je 15 Sekunden), Abschluss (5 Sekunden). Knappe Stichpunkte, keine ausformulierten Sätze.

Wann du KI NICHT nutzen solltest

Es gibt Situationen, in denen KI mehr schadet als hilft:

1. Kommentare und Antworten

Wenn jemand auf deinen Post reagiert, antworte selbst. Immer. KI-Antworten sind erkennbar und töten jede authentische Konversation.

2. Persönliche Geschichten

KI kann keine echten Erfahrungen haben. Wenn du eine Geschichte aus deinem Leben erzählst, schreib sie selbst. Und nutze KI maximal als Lektorat.

3. Kontaktanfragen und DMs

Networking funktioniert nur mit echtem Interesse. Copy-Paste-Nachrichten – ob von KI oder von dir – sind Zeitverschwendung.

Die harte Wahrheit über KI und Content

KI kann dir Zeit sparen. Aber sie kann dich nicht authentisch machen.

Die besten LinkedIn-Posts entstehen nicht, weil jemand den perfekten Prompt hatte. Sie entstehen, weil jemand etwas Echtes zu sagen hat.

KI ist ein Werkzeug für Struktur, für Perspektiven, für den ersten Entwurf. Aber der Inhalt – deine Meinung, deine Erfahrung, deine Stimme – muss von dir kommen.

Wenn du nicht bereit bist, jeden KI-Text gründlich zu überarbeiten, lass es bleiben. LinkedIn braucht keinen weiteren generischen Post.

Es braucht dich. Deine Gedanken. Deine Perspektive. Deine Expertise.

Mein Workflow (ehrlich)

So nutze ich KI für meine LinkedIn-Posts:

  1. Idee entwickeln (ohne KI – aus Gesprächen, Beobachtungen, eigenen Gedanken)
  2. Struktur erstellen lassen (KI: Strukturiere meine Gedanken)
  3. Ersten Entwurf schreiben (selbst, basierend auf der Struktur)
  4. Feedback holen (KI: Ist das verständlich? Wo zu kompliziert?)
  5. Überarbeiten (selbst)
  6. Laut vorlesen (wenn es sich komisch anhört: nochmal überarbeiten).

Je mehr du mit KI arbeitest und auch die Grenzen siehst, mit Prompts experimentierst und deine Business Workflows kennst, desto mehr können dich KI-Tools im Businessalltag unterstützen. Aber ohne klare Prozesse und Prompttesting wird das nichts.

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