Sichtbarkeit durch Kommentare: LinkedIn-Strategie fĂĽr Coaches

Du musst nicht täglich auf LinkedIn posten, um deine Expertise zu zeigen und sichtbar zu werden. Gerade beim Start auf LinkedIn erlebe ich oft Menschen, die befangen sind. Warum? Weil Sie die Plattform als pure Selbstbeweihräucherung und Ego-Show empfinden. 

Lass mich dazu 2 Dinge sagen:

  1. Aufgrund deiner Erfahrung und Perspektive auf Themen kannst du bei anderen einen entscheidenden Impuls auslösen, sodass sie Herausforderungen in Angriff nehmen. Behalte das immer im Hinterkopf, wenn du dich selbst ausbremst. 
  2. Du optimierst dein Profil und startest damit, Beiträge von anderen zu kommentieren. So lernst du zum einen die Plattform besser kennen und zum anderen sind Kommentare (und damit du) im LinkedIn-Newsfeed gut sichtbar. 

Lass uns in dem Artikel ein wenig auf mögliche Kommentarstrategien eingehen.

Warum Kommentieren als Coach funktioniert 

Offen gestanden war ich auch lange von dem Gedanken getrieben, dass nur in eigenen Beiträgen die Expertise rĂĽberkommt. Kommentieren fĂĽhlte sich einfach nach weniger an. Als wĂĽrde ich mich mit fremden Federn schmĂĽcken. 

Aber Social Media ist aus meiner Perspektive Austausch auf Augenhöhe und LinkedIn ist eine der sozialen Plattformen, wo du das heute noch findest. Keiner versteckt sich hinter dubiosen Namen, sondern du weiĂźt, was die anderen machen und wie sie heiĂźen.  

Als Coach bist du darauf trainiert, in kurzen Gesprächen präzise Impulse zu geben. Genau das kannst du in Kommentaren nutzen. Du kannst die entscheidende Frage stellen oder die Perspektive erweitern, die den Unterschied macht.

Der Bonus: Du erreichst Menschen, die bereits für dein Thema interessiert sind – sie lesen ja schon entsprechende Posts. Wenn dein Kommentar weiterbringt, aus deinem Slogan erkennbar ist, was du bietest, werfen Menschen auch einen Blick auf dein Profil.

Die Sache mit dem LinkedIn-Algorithmus (ohne Zahlen-Geschwurbel)

LinkedIn mag Kommentare. Punkt. Nicht wegen irgendwelcher geheimer Algorithmus-Tricks, sondern weil echte Diskussionen die Leute länger auf der Plattform halten. Und je länger Leute auf der Plattform sind, desto besser auf für das Business von LinkedIn.

Lass uns mal ein paar Fakten zu dem Thema anschauen:

  • Kommentare haben einen höheren Algorithmus-Wert als Reaktionen (Likes) und gelten als stärkste Interaktion fĂĽr die Reichweite.
  • Schnelle Kommentar-Reaktionen, besonders in den ersten 60 Minuten, können die Reichweite eines Beitrags um etwa 35 % steigern; dies wird in mehreren Expertenstudien bestätigt.
  • Pre-Commenting, also das sinnvolle Kommentieren bei anderen Beiträgen 15–30 Minuten vor dem eigenen Post, bringt durchschnittlich bis zu 21 % mehr Sichtbarkeit fĂĽr die eigenen Beiträge.
  • Die Reichweite von Kommentaren kann inzwischen direkt in LinkedIn gemessen und nachverfolgt werden, da die Plattform Impressionen fĂĽr Kommentare ausweist.

Diese Effekte werden von LinkedIn selbst sowie Social-Media-Experten und Studien im deutschsprachigen Raum bestätigt. 

Ach ja, lass ChatGPT bei Kommentaren bitte raus. Sonst wirkt das, als ob du nur der Sichtbarkeit wegen kommentierst. Ich schreibe meine Kommentare selbst. Manchmal lasse ich KI noch mal den Schreibstil bei längeren Kommentaren verbessern. 

Vier Arten zu kommentieren (die sich natĂĽrlich anfĂĽhlen)

1. Die ehrliche Gegenfrage: Statt allem zuzustimmen, frag nach dem, was dich wirklich beschäftigt.

2. Die eigene Erfahrung (kurz und knapp): Nicht die große Coach-Story, sondern was du selbst erlebt hast. Das können sein: relevante Situation aus Coaching-Praxis, überraschende Erkenntnis oder Wendung oder übertragbares Prinzip ableiten.

Beispiel unter einem Post ĂĽber Prokrastination:

"Das erinnert mich an eine Klientin, die 3 Jahre lang ihren Traumjob nicht anging. Der Durchbruch kam, als wir herausfanden, dass es nicht um Faulheit ging, sondern um Perfektionismus. Manchmal ist Prokrastination nur getarnte Angst vor dem Scheitern. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?"

4. Der praktische Impuls: Ein Tipp, der tatsächlich funktioniert – ohne Coaching-Sprech.

Unter einem Post ĂĽber Burnout:

"Wichtiger Punkt! Aus neuropsychologischer Sicht ist Burnout oft das Ergebnis chronischer Stresshormon-AusschĂĽttung. Was viele nicht wissen: Der Vagusnerv spielt eine SchlĂĽsselrolle bei der Regeneration.

3 einfache Vagusnerv-Ăśbungen, die ich meinen Klienten empfehle:

  1. 4-7-8 Atemtechnik
  2.  Kältereiz (kaltes Wasser im Gesicht)
  3. Summen oder Singen

Welche Entspannungstechniken funktionieren fĂĽr euch am besten?"

5. Der Experten-Kommentar (Autorität aufbauen): Ergänze Posts mit deiner fachlichen Expertise und gerne den Kommentar mit einer Frage abschließen.

Mehrwert-Kommentar:

"GroĂźartiger Punkt zu Resilienz! In meiner Coaching-Praxis sehe ich oft, dass Menschen Resilienz mit 'hart sein' verwechseln. Echte Resilien bedeutet flexibel zu bleiben. Eine Frage, die ich meinen Klienten stelle: 'Wo kannst du nachgeben, ohne aufzugeben?' Was ist eure Erfahrung damit?"

6. Der Ressourcen-Kommentar (Mehrwert ohne Verkauf): Teile wertvolle Ressourcen, ohne zu verkaufen. Das können beispielsweise Tool- oder Buchtipps sein.

"Fantastischer Beitrag! Ich kann dazu das Buch 'Atomic Habits' von James Clear empfehlen. Kapitel 4 behandelt genau diesen Punkt. Eine Erkenntnis daraus, die meine Coaching-Arbeit verändert hat: 'Du steigst nicht auf das Niveau deiner Ziele, sondern fällst auf das Niveau deiner Systeme.' Welche Systeme habt ihr entwickelt, um eure Ziele zu erreichen?"

7. Der Kontrast-Kommentar (Neue Perspektive): Sichtweise anerkennen, aber die eigene Sicht aus einem anderen Blickwinkel anreichern. Und auch hier mit einer Frage abschlieĂźen.

Unter einem Post ĂĽber Motivation:

"Interessanter Ansatz! Ich sehe das etwas anders: Motivation ist wie Duschen – sie hält nicht ewig an, aber sie ist trotzdem wichtig. In meiner Coaching-Praxis fokussiere ich mich mehr auf 'Systeme statt Motivation'. Wenn die Systeme stimmen, braucht man weniger Willenskraft. Beispiel: Statt sich zu motivieren, jeden Tag zu schreiben, lege ich den Laptop am Vorabend auf den Küchentisch. Der Weg des geringsten Widerstands führt dann zum Schreiben. Wie automatisiert ihr eure wichtigsten Gewohnheiten?"

8. Der Validierungs-Kommentar (Beziehung stärken): Bestätige das Gesagte anhand eigener Erfahrung oder einer Statistik und erweitere die Gedanken des Autors 

"Absolut richtig! Diese Erkenntnis deckt sich mit meiner Erfahrung aus 500+ Coaching-Sessions. Besonders der Punkt über [spezifischer Aspekt] ist goldwert. Was ich ergänzen möchte: [Zusätzlicher Insight] Danke für diesen wertvollen Post!"

Das perfekte Kommentar-Timing fĂĽr Coaches

Die 3 goldenen Zeitfenster

1. Pre-Commenting (15-30 Minuten vor eigenem Post)

  • Effekt: +21% Sichtbarkeit fĂĽr eigenen Post
  • Strategie: Kommentiere bei 3-5 relevanten Posts
  • Ziel: Algorithmus "aufwärmen"

2. Erste Stunde nach Veröffentlichung

  • Effekt: +35% Reichweite durch schnelle Reaktion
  • Strategie: Sofort auf Kommentare unter eigenen Posts antworten
  • Ziel: Engagement-Momentum aufbauen

3. 24-Stunden-Fenster

  • Effekt: Messbare Reichweiten-Steigerung
  • Strategie: Zweite Kommentar-Welle unter eigenen Posts
  • Ziel: Post-Lebensdauer verlängern

Wenn LinkedIn dein einziger Social-Media-Kanal ist und du darauf den Fokus zur Kundengewinnung setzt, lohnt sich dieses Vorgehen. 

Ich selbst mache das aber von meinem Tageskalender abhängig und halte mich nicht daran, obwohl ich die Zahlen kenne und die Effekte im Netzwerk bestätigt sehr.

Bei wem solltest du kommentieren?

Nach einer Weile merkst du: Nicht jeder Post ist gleich. Je nachdem, wer schreibt, funktionieren andere Kommentare. Hier meine Beobachtungen:

Unter Posts von potenziellen Kunden

Hier bin ich vorsichtig. Keine Belehrungen, kein „Das mache ich in meinem Coaching auch so". Stattdessen:

  • Echte Hilfe anbieten, ohne zu verkaufen
  • Die Frage stellen, die sie beschäftigt, aber nicht aussprechen
  • Ihre Situation ernst nehmen – nicht bagatellisieren

Unter Posts von Coach-Kollegen

Hier kann ich lockerer sein. Wir sprechen die gleiche Sprache:

  • Fachlich diskutieren, ohne dass es nach Konkurrenzdenken aussieht
  • Ergänzen statt widersprechen
  • Manchmal auch mal nachfragen: „Wie machst du das denn?"

Unter Posts von LinkedIn-"Größen"

Da ist mehr los, also muss mein Kommentar herausstechen:

  • Nicht nur zustimmen – eine Nuance hinzufĂĽgen
  • Zeigen, dass ich auch was zu sagen habe (ohne anzugeben)
  • Hoffen, dass mich jemand aus der Crowd bemerkt
Zeitfenster: Setze dir ein Zeitfenster: Morgens 20 Minuten. Nicht mehr. Sonst versinkst du im LinkedIn-Rabbit-Hole.
Effizienz: Lege dir Listen mit Personen an, wo du gerne kommentierst. Das kann zu bestimmten Themen sein oder tatsächlich, weil ihre Beiträge immer viele Reaktionen auslösen. 
Profi-Tipp: Belasse es nicht bei einem Kommentar, sondern kommentiere auch Kommentare von anderen oder like sie zumindest. So rĂĽckst du auch in das Blickfeld von anderen.

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Kommentieren ist nur ein Baustein einer erfolgreichen LinkedIn-Präsenz. Wenn du das große Bild sehen und eine Strategie entwickeln möchtest, die zu dir und deinem Business passt, lass uns sprechen.

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Was nicht funktioniert 

  • "Stimme zu! Toller Beitrag!" – Bringt nichts auĂźer verschwendeter Zeit
  • Eigenwerbung in Kommentaren – "Genau so mache ich das auch in meinem Coaching-Programm..." Nope.
  • Zu lange Kommentare – Niemand liest Romane. 2-4 Sätze reichen.
  • Auf jeden Post antworten – Qualität vor Quantität. Lieber 3 durchdachte als 15 oberflächliche Kommentare.
  • Besserwisserei – "Das ist falsch, richtig ist..." macht dich unsympathisch.

Der ehrliche Realitäts-Check

Kommentieren allein macht dich nicht über Nacht zum LinkedIn-Star. Es ist ein Baustein, nicht die Lösung für alles.

Was Kommentieren kann:

  • Dich als kompetenten Coach positionieren
  • Beziehungen zu potenziellen Kunden aufbauen
  • Dir helfen, entspannter mit LinkedIn umzugehen (weniger Posting-Druck)

Was Kommentieren nicht kann:

  • Deine Website-Besucher drastisch erhöhen
  • Sofort zu Kundenanfragen fĂĽhren
  • Ein schlechtes Coaching-Angebot retten

Ich merke, dass ich LinkedIn entspannter nutze. Der Druck, ständig eigene Posts zu produzieren, ist weg. Stattdessen reagiere ich auf das, was andere schreiben – das fühlt sich natürlicher an.

Ob das zu mehr Kunden geführt hat? Schwer zu sagen. LinkedIn ist kein Automat, wo man Engagement reinsteckt und Aufträge rauskommen. Aber die Gespräche, die entstehen, sind interessanter geworden.

Mein Tipp zum Schluss

Fang klein an. Suche dir 5 Accounts von Leuten, deren Content du ohnehin gerne liest. Kommentiere eine Woche lang nur unter deren Posts – mit echten Gedanken, nicht mit Marketing-Floskeln.

Beobachte, was passiert. Nicht in Zahlen (außer du willst), sondern im Gefühl. Wird LinkedIn dadurch entspannter für dich? Kommst du mit interessanten Menschen ins Gespräch? Merkst du, dass du schärfer formulierst?

Wenn ja, weitermachen. Wenn nein, lass es bleiben. LinkedIn-Marketing sollte sich nicht wie Folter anfĂĽhlen.

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